Inhaltsverzeichnis
- Nachlassverfahren: Ablauf in Deutschland?
- Nachlasssverfahren Schritt für Schritt
- Wichtige Dokumente für Nachlassverfahren
- Erbe antreten oder ausschlagen?
- Mögliche Gründe ein Erbe auszuschlagen
- Abschluss des Nachlassverfahrens
- Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt im Todesfall?
- Erbe in Deutschland: Was gehört zum Nachlass?
- Kann man Schulden erben in Deutschland?
- Nachlass zu Lebzeiten regeln: Testament & Erbvertrag
verfasst von
- Johanna Rosenberger
– Lesezeit:
Minuten
Nach dem Tod eines geliebten Menschen wird natürlich auch das Erbe zum Thema. Ein Nachlassverfahren wird notwendig. Doch wie wird der Nachlass abgewickelt? Was umfasst ein Erbe? Und welche Fakten muss man beim Erben berücksichtigen?
Verlassenschaftsverfahren: Ablauf in Deutschland?
Nach der Übermittlung der Sterbeurkunde am Standesamt wird das Nachlassverfahren automatisch vom Bezirksgericht bzw. Nachlassgericht veranlasst. Ein gerichtlich bestellter Notar bzw. Nachlassverwalter wickelt das Verfahren ab und hilft bei der Klärung aller rechtlichen Fragen zum Erbe in Deutschland.
Der Nachlassverwalter erhebt zunächst alle persönlichen und vermögensrechtlichen Daten der verstorbenen Person, macht erbberechtigte Personen ausfindig und erkundet, ob ein Testament oder Erbvertrag existiert.
Verlassenschaftsverfahren Schritt für Schritt
- Übermittlung der Sterbeurkunde am Standesamt
- Ernennung eines Nachlassverwalters
- Ermittlung erbberechtigter Personen, Testament bzw. Erbvertrag
- Erstgespräch mit Hinterbliebenen
- Klärung aller Erbschaftsansprüche
- Entscheidung, ob das Erbe angetreten wird
- Freies Verfügen der Erben über den Nachlass
Wichtige Dokumente für das Nachlassverfahren
Für das Erstgespräch mit dem Nachlassverwalter sind in Deutschland folgende Dokumente mitzubringen:
- Auflistung aller nahen Angehörigen
- Testament
- Ehevertrag
- Erb- und Pflichtteilsverzicht
- Kostenaufstellung der Bestattungskosten im Zusammenhang mit dem Todesfall
- Information zu Einkommen oder Rente
- Kontoauszüge, Bankunterlagen, Sparbücher
- Schulden-Informationen
- Sterbeversicherungen
Erbe antreten oder ausschlagen?
Nach dem Erstgespräch mit dem Nachlassverwalter erfolgt die Klärung, ob die Erbberechtigten das Erbe antreten oder die Erbschaft ausschlagen möchten. Denn die Erben sind nicht dazu verpflichtet eine Erbschaft zu übernehmen. Es besteht also die Möglichkeit, ein Erbe auszuschlagen.
Mögliche Gründe ein Erbe auszuschlagen
In vielen Fällen wird ein Erbe ausgeschlagen, wenn dadurch ein finanzieller Nachteil für die Erben entsteht. Denn ein Nachlass enthält nicht nur so genannte Aktiva, wie Liegenschaften und Vermögenswerte, sondern auch Passiva wie Schulden. Mit einem Erbe in Deutschland fällt immer auch eine Erbschaftssteuer an, die beglichen werden muss. Besteht der Nachlass hauptsächlich aus Gegenständen und nicht aus Geldbeträgen, kann das zu einer finanziell belastenden Situation führen, da der Erbe die Erbschaftssteuer dann aus der eigenen Tasche zahlen muss.
Abschluss des Nachlassverfahrens
Zum Abschluss eines Nachlassverfahrens verfasst der Notar ein Protokoll über die Entscheidung der Erben das Erbe anzutreten oder auszuschlagen und stellt eine Vermögenserklärung aus. Es kommt zum Einantwortungsbeschluss. Damit können die Erben den Nachlass rechtlich übernehmen und somit frei über die Erbschaft verfügen.
Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt im Todesfall?
Das Erbrecht in Deutschland regelt die Rechtsnachfolge bezüglich des Vermögens des Verstorbenen. Die gesetzliche Erbfolge ist verbindlich, wenn der Verstorbene kein Testament oder Erbvertrag verfasst hat. Dabei wird das Erbe nach sogenannten Erblinien aufgeteilt. Das Gesetz sieht einen Pflichtteil vor, den nahestehende Personen erhalten müssen – auch wenn sie im Testament nicht bedacht wurden.
Die erste Ordnung oder Parentel beinhaltet Ehepartner, eingetragene Partner und Kinder des Verstorbenen. Wenn es in der ersten Ordnung niemandem gibt, erbt die zweiten Ordnung, die Eltern, Geschwistern und deren Nachkommen enthält. Einen Mindestanteil am Erbe geht somit laut gesetzlicher Erbfolge an die Verwandtschaft.
Erbe in Deutschland: Was gehört zum Nachlass?
Als Verlassenschaft oder Erbmasse werden alle Vermögen, Rechte und Verbindlichkeiten bezeichnet, die nach dem Todesfall auf die Erben übergehen. Zur Verlassenschaft zählen Immobilien, Sparbücher, Güter und Vermögenswerte ebenso wie folgende Rechte:
- Privatrechtliche Vermögensrechte (Urheberrechte, Patentrechte usw.)
- Ansprüche aus Versicherungen (Unfallversicherung usw.)
- Pflichtteilansprüche und Ansprüche von Vermächtnisnehmern
Kann man Schulden erben in Deutschland?
Auch Schulden des Verstorbenen sind vererblich und gehen auf die Erben über, wenn das Erbe angetreten wird. Dazu zählen z.B. Steuerschulden, Mietziensrückstände, Leasingraten sowie fällige Versicherungsprämien. Wenn man sich durch eine Erbschaft finanziell belastet, kann es sinnvoll sein das Erbe auszuschlagen. Denn auch Immobilien können mit laufenden Krediten oder Hypotheken belastet sein, die mit einer Erbschaft ebenso auf den Erben übergehen.
Nachlass zu Lebzeiten regeln: Testament & Erbvertrag
Den eigenen Nachlass kann man auch zu Lebzeiten regeln.
Testament
In einem Testament kann eine individuelle Erbfolge innerhalb des Erbrechts in Deutschland festgelegt werden. Dabei kann festgelegt werden, ob ein Erbe aus der Erfolge ausgeschlossen wird oder vorrangig erben soll. Ein Testament kann eigenständig verfasst werden oder mithilfe eines Anwalts oder Notars formuliert werden. In jedem Fall sollte das Testament eindeutig verfasst werden und an einem für Angehörige zugänglichen Ort verwahrt werden.
Erbvertrag
Auch im Erbvertrag können Erbregelungen festgeschrieben werden. Dabei handelt es sich um einen Vertrag zwischen zwei Parteien, wobei sich Ehepartner oder eingetragenen Partner gegenseitig ihr Vermögen vermachen können. Denn ein Erbvertrag ist nur zwischen verheirateten Leuten, eingetragenen Partnern und Verlobten möglich.
Ratgeber
Digitaler Nachlass
Beinahe jeder hinterlässt im Leben digitale Spuren. Das hat Auswirkungen, wenn ein Mensch stirbt und sein digitales Tun nach seinem Tod im Netz bestehen bleibt.
Facebook Account löschen
Der Verlust eines geliebten Menschen ist eine schwierige Zeit, die auch viele organisatorische Schritte mit sich bringt. Eine dieser Aufgaben betrifft die Verwaltung von Online-Konten wie Facebook.
Nachlass
Nach dem Tod eines Menschen wird mit Übermittlung der Sterbeurkunde automatisch vom Bezirks- bzw. Verlassenschaftsgericht das Verlassenschaftsverfahren veranlasst.